Die deutsche Tochter des internationalen Telefonanbieters Lycamobile hat nach Informationen des Handelsblattes einen Insolvenzantrag gestellt. Wie der Insolvenzverwalter Jan Roth bestätigte, hat das Amtsgericht Frankfurt das Insolvenzverfahren über die frühere Lycamobile Germany GmbH bereits am 30. August eröffnet.
Nach Angaben von Roth führte vor allem ein Streit mit den Finanzbehörden zur Insolvenz. Eine Außenprüfung ergab 2016, dass Lycamobile Germany die Umsatzsteuer auf in Deutschland erzielte Umsatzerlöse nicht abgeführt habe. Lycamobile hielt dies wohl nicht für nötig, weil sie ab 2013 ihre Leistungen gegen Provision für eine irische Schwestergesellschaft erbrachte. Die Steuerbehörden setzen sich jedoch durch alle gerichtlichen Instanzen durch. Ihre Ansprüche gegen Lycamobile lagen zuletzt bei mehr als 70 Millionen Euro.
Die letzte Niederlage von Lycamobile Germany erfolgte im Februar 2021 vor dem Bundesfinanzhof. Am 7. Mai nannte sich das Unternehmen um und hieß nun Amalasandan Dienstleistungen GmbH. Am 18. Mai folgte der Insolvenzantrag. Die Geschäftsleitung hinterließ dem Insolvenzverwalter kaum eine Spur. Laut Handelsblatt-Recherchen hat die Amalasandan Dienstleistungen GmbH kein eigenes Büro, sämtliche Geschäftsunterlagen seien jenseits des Zugriffs des Insolvenzverwalters. Der einzige Mitarbeiter sitze in London: Geschäftsführer Christopher Tooley. Er ist zugleich Vorstandvorsitzender des Gesamtunternehmens. Global hat Lycamobile nach eigenen Angaben 15 Millionen Kunden in 23 Ländern. Der geschätzte Umsatz liegt bei zwei Milliarden Euro.