Olaf Scholz (SPD) erhält vor seiner Wahl zum neuen Bundeskanzler am Mittwoch im Bundestag von namhaften Persönlichkeiten große Vorschusslorbeeren – allerdings sind auch hohe Erwartungen mit einer Kanzlerschaft verknüpft. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, sagte dem Handelsblatt: „Ich habe immer bewundert, wie Angela Merkel Deutschland durch viele Krisen gesteuert hat. Ich bin sicher, dass Olaf Scholz ebenso ruhig, gründlich und konzentriert an den riesigen Aufgaben arbeiten wird, die er und seine Regierung vor sich haben. Ich bin sicher, dass die neue Regierung unter seiner Führung weiter hart daran arbeiten wird, die europäische Integration voranzutreiben.“
„Die Ampel bietet die Chance zu einer neuen Reformkoalition, anknüpfend an die sozial-liberale Koalition in den 1970er Jahren und die rot-grüne meiner Kanzlerschaft“, sagte Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) dem Handelsblatt. „Ich bin sicher, dass Olaf Scholz als Kanzler Führungsstärke zeigen wird. Und dazu gehört auch der Mut, Entscheidungen zu treffen, die man für richtig hält, die aber in Teilen der Bevölkerung auf massive Ablehnung stoßen.“ Diese Führungsstärke werde man etwa bei der angekündigten Einführung einer Impfpflicht erleben, sagte Schröder weiter.
Der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber (BDA), Rainer Dulger, sagte zu der bevorstehenden Wahl von Scholz am Mittwochmorgen im Bundestag: „Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind groß. Wir setzen auf eine langfristig angelegte Reformagenda für die vor uns liegende Dekade des Strukturwandels. Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischer Wandel verlangen Antworten und einen großen Wurf“. Dies schließe Respekt vor unternehmerischer Verantwortung und Tarifvertragsautonomie ebenso ein wie eine Stabilisierung der Sozialversicherungen, so Dulger.