Die Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) ermittelt wegen möglicher Verstöße gegen Berufspflichten gegen deutlich mehr Mitarbeiter der Prüfungsgesellschaft EY als bisher bekannt. Im Zusammenhang mit deren einstiger Arbeit für Wirecard untersucht die Apas nach Handelsblatt-Informationen etwaige Verfehlungen von mindestens sieben EY-Prüfern, darunter der frühere Deutschland-Chef Hubert Barth. Bislang war lediglich von Ermittlungen der Apas gegen drei aktuelle beziehungsweise ehemalige Prüfer die Rede.
EY testierte die Wirecard-Bilanzen von 2009 bis 2018 ohne Einschränkung. Erst im Sommer 2020 versagten die Prüfer das Testat, als sich offenbarte, dass in den Bilanzen 1,9 Milliarden Euro nicht existierten. Zweifel an der Rechnungslegung von Wirecard bestanden indes schon seit Jahren. Die Apas hatte deshalb bereits im Oktober 2019 Vorermittlungen gegen EY aufgenommen. Im Mai 2020 überführte sie dies in ein förmliches Berufsaufsichtsverfahren und im September 2020 stellte sie Strafanzeige, die zur Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München gegen zwei EY-Prüfer führte.
Seither hat die Prüferaufsicht das Verfahren gegen EY sukzessive erweitert. Die Verdachtsmomente sind zahlreich. Es geht etwa um womöglich nachgiebiges Handeln beim Erteilen des Testats für das Jahr 2016, um etwaig nicht geprüfte Widersprüche in Aussagen des Wirecard-Vorstands, aber auch um mögliche mangelnde interne Qualitätskontrolle bei EY.
EY und seine Prüfer weisen eine Fehlverhalten von sich. „Das Prüfungsteam hat sämtliche Hinweise und Vorwürfe jederzeit ernst genommen und ist diesen jeweils gezielt nachgegangen“, sagte ein Sprecher.