Eon-Chef Leonhard Birnbaum warnt vor Engpässen im Stromnetz und Cyberattacken. „Es gibt praktisch keine Reserven mehr im Netz“, sagte Birnbaum im Interview mit dem Handelsblatt. In den vergangenen zehn Jahren habe das Netz den Zuwachs von Erneuerbaren noch verkraften können. „Aber jetzt sind wir einfach an der Leistungsgrenze“, sagte Birnbaum. Es müssten immer mehr Solardächer und Windräder angeschlossen werden, erklärte der Chef des Eon-Konzerns, der das größte Verteilnetz in Deutschland betreibt. Dazu komme eine stark wachsende Nachfrage aus der Industrie, zum Beispiel durch Batterie- oder Chipfabriken und Rechenzentren.
Eon hatte am Montagabend ein Rekordinvestitionsprogramm angekündigt. Alleine in das Stromnetz will der Konzern bis 2026 rund 22 Milliarden Euro investieren. Birnbaum forderte die Politik zum raschen Eingreifen auf: „Die Dauer von Genehmigungen muss mindestens halbiert werden.“ Der Energiemanager sieht wegen der Engpässe zwar keine Gefahr für flächendeckende Blackouts. Sollte es nicht genug Strom geben, könnte Eon aber gezwungen sein „Verbraucher vom Netz zu trennen“ – sogar ganze Städte. Blackouts seien auch durch Hackerangriffe möglich: „Die Gefahr durch Cyberattacken sollten wir sehr ernst nehmen“, warnte Birnbaum.
Eon hatte am Montagabend bekannt gegebenen in den kommenden fünf Jahren 27 Milliarden Euro zu investieren.
„In zehn Jahren werden wir ein komplett anderes Unternehmen sein“, sagte Birnbaum. Eon werde dann zwar immer noch ein Netzbetreiber sein, aber der Netzbetreiber von heute habe mit dem Netzbetreiber in zehn Jahren nichts mehr zu tun. „Die Art und Weise wie das Netz geplant, gesteuert und bewirtschaftet wird, wird sich komplett ändern“, sagte Birnbaum. Das gleiche gelte für das Kundenlösungsgeschäft. „Eon 2030 wird größer und grüner, diverser und viel digitaler sein“, sagte Birnbaum.