In der deutschen Chemieindustrie bahnt sich der Verkauf eines weiteren Chemieparks an. Die Betreibergesellschaft des Industrieparks Höchst soll zum Verkauf gestellt werden, wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen dem Handelsblatt sagten. Die Deutsche Bank sei beauftragt worden, einen Käufer für das Unternehmen zu finden. Ob alle drei großen Eigner – die Chemiefirmen Clariant und Celanese sowie der Medizinhersteller Sanofi – sich von ihren Anteilen von je knapp einem Drittel trennen, ist noch unklar.
Der nahe Frankfurt gelegene Industriepark Höchst ist einer der traditionsreichsten Chemiekomplexe in Deutschland. Mehr als 22.000 Mitarbeiter verschiedener Hersteller und Servicefirmen sind auf dem früheren Produktionsgelände der in den 1990er-Jahren aufgelösten Hoechst AG vertreten. Die Anlage ist nach dem Chempark Leverkusen die zweitgrößte ihrer Art in Deutschland und eine der größten in Europa.
Die Betreibergesellschaft Infraserv Höchst kam zuletzt auf einen Umsatz von einer Milliarde Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von rund 150 Millionen Euro. Sie könnte bei einem Verkauf mit dem 13- bis 15-fachen des Betriebsgewinns bewertet werden, also zwischen zwei und 2,3 Milliarden Euro, einschließlich Schulden, hieß es in den Kreisen. Das würde in etwa der Bewertung entsprechen, die bei Verkauf des größeren Konkurrenten Currenta vor drei Jahren erzielt wurde. Currenta betreibt die Chemieparks in Leverkusen, Krefeld und Uerdingen und wurde 2020 von Bayer und Lanxess an den australischen Infrastrukturinvestor Macquarie verkauft.
Als Interessenten für den Industriepark Höchst gelten unter anderem Macquarie sowie KKR und First Sentier. Die drei Finanzinvestoren waren Kreisen zufolge die finalen Bieter für die Chemieparks, die der US-Konzern Dow Chemical Anfang des Jahres zum Verkauf gestellt hatte. Ein Deal kam allerdings nie zustande.