Raoul Roßmann, 36, glaubt, dass er es in vielem leichter hatte als sein Vater, der Drogeriegründer Dirk Roßmann. Das sagt der neue Chef des Familienunternehmens dem SPIEGEL im Doppelgespräch mit dm-Chef Christoph Werner, 49. »Er ist 1946 geboren, hat seine beiden Väter früh verloren, er ist ja ein Kuckuckskind«, so Roßmann über seinen Vater. »Und er hat von zu Hause keine geistige, intellektuelle Unterstützung bekommen. Was das angeht, bin ich deutlich begünstigt.« Seine Eltern hätten früher viel übers Geschäft gesprochen. »Manchmal hat mein Vater sich furchtbar über manche Leute aufgeregt, das habe ich nicht verstanden. Ich weiß auch noch, wie nervös die Stimmung bei uns zu Hause war, als es Ende der Neunzigerjahre nicht so gut lief im Unternehmen. Da war die Kacke am Dampfen«, sagt Roßmann. Er habe gegen seinen Vater selten aufbegehrt, sondern sich mit ihm eher sportlich duelliert. »Mit dem Tennis ist es etwas weniger geworden, seitdem ich gegen ihn gewinne.« Seine Eltern gäben ihm eine »große Geborgenheit«. »Ich mag mir gar nicht vorstellen, dass die beiden irgendwann nicht mehr da sind.« Er habe sie jedoch »nie als perfekt wahrgenommen. Das hilft einem dabei, den eigenen Weg zu gehen«.
Christoph Werner, Sohn von dm-Gründer Götz Werner, sagt im SPIEGEL: »Ich halte es für eine schlechte Idee, in die Fußstapfen anderer treten zu wollen. Dann hinterlässt man keine Eindrücke.« Er führe dm nicht als Sohn, »sondern weil ich vom Aufsichtsrat als derjenige gesehen werde, dem das zugetraut wird. Jedenfalls gehe ich davon aus«. Als dm-Chef versuche er, nahe an den Kunden zu sein: »Ich habe zum Beispiel keinen Fahrer. Allein schon, weil mir schlecht wird, wenn ich hinten im Auto sitze und am Bildschirm arbeite. Ich benutze häufig öffentliche Verkehrsmittel. Das ist eine gute Gelegenheit zu beobachten, was Menschen beschäftigt oder wie junge Leute mit mobilen Endgeräten unterwegs sind.«
Die Insolvenz der Drogeriekette Schlecker vor neun Jahren nennt Werner »ein Lehrstück«: »Deren Schicksal ist ein Beispiel, wie eine Familie ihr Reich in den Abgrund reißen kann. Was sich da abgespielt hat, war eine Familientragödie. Das wünscht man niemandem.« Roßmann sagt zum Fall Schlecker: »Man wurde sich auch der eigenen Vergänglichkeit bewusst.«