Der Smoothie-Hersteller Innocent schmückt sich und seine Flaschen mit dem Versprechen einer fairen und nachhaltigen Produktion, kann diese Zusage aber kaum einhalten. Faire Löhne etwa soll das Farm Sustainability Assessment (FSA) garantieren. Experten wie Guido Eggers halten den Standard in solchen Fragen allerdings für unzureichend. Soziale Kriterien wie Mindestlöhne spielten bei FSA »keine wesentliche Rolle«, sagte der Managing Direktor der deutschen Zertifizierungsgesellschaft DQS, die für den Standard zuständig ist, dem SPIEGEL. Dergleichen werde nicht vertieft abgeprüft, sondern über einen Fragebogen an die Produzenten geregelt.
Auch bei der Christlichen Initiative Romero, die in einem »Labelchecker« mehrere Siegel unter die Lupe genommen hat, kommt das von Innocent gepriesene FSA-Programm schlecht weg. Hinsichtlich sozialer Kriterien gebe dieser von Lebensmittelkonzernen wie Nestlé und Unilever selbst gegründete Standard nur Empfehlungen – und die seien weder anspruchsvoll noch besonders glaubwürdig. Obendrein werde ihre Wirksamkeit nicht gemessen.
Innocent wirbt damit, dass alle Früchte von Farmen stammten, »die auf Arbeiter und Umwelt achtgeben« und schreibt auf seinen Flaschen von »Fairantwortung«. Wie viele seiner spanischen Lieferanten beispielsweise tatsächlich den Mindestlohn zahlen, teilt das Unternehmen jedoch nicht mit, sondern verweist auf das FSA-Siegel. Auch zu Apfel-Lieferanten in Polen macht Innocent keine näheren Angaben. Landwirte, die einen Saftproduzenten von Innocent beliefern, beklagten Dumpingpreise von umgerechnet fünf Euro-Cent pro Kilo Äpfel.
Der 2013 von Coca-Cola übernommene Safthersteller Innocent zählt zu den europäischen Marktführern im Smoothie-Segment und rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von einer halben Milliarde Euro.